Visionär und ewiger Lehrer des Taekwondo

Mit einer über sechzigjährigen Lebensleistung im Zeichen des Taekwondo verkörpert Großmeister Kwon Jae-Hwa wie kaum ein anderer die Grundidee der Hall of Fame: Er war nicht nur ein außergewöhnlicher Techniker und Lehrer, sondern ein Brückenbauer zwischen Kulturen – und einer der bedeutendsten Wegbereiter der Kampfkunst in Europa.



Die Wurzeln eines Meisters
Geboren 1937 im südkoreanischen Busan, erhielt Kwon Jae-Hwa bereits in jungen Jahren intensiven Unterricht im Taekwondo und wurde 1961 – mit nur 24 Jahren – Cheftrainer des Yonmu-Kwan-Verbandes, dem damals größten regionalen Taekwondo-Verband in Korea. 1965 wurde er in das nationale Demonstrationsteam aufgenommen, das die koreanische Kampfkunst weltweit bekannt machte. Berühmt wurde er nicht zuletzt durch seinen ikonischen Kieselstein-Bruchtest, bei dem er mit bloßer Handkante Flusskiesel zerschlug, ein Symbol für körperliche Meisterschaft und geistige Konzentration.
Doch Kwon Jae-Hwa strebte nie nach Medaillen allein. Sein Fokus lag auf dem „Do“, dem geistigen Weg des Taekwondo. Obwohl ihm höhere Graduierungen offenstanden, blieb er bewusst beim 7. Dan – ein Ausdruck seiner Haltung, dass wahre Meisterschaft nicht in Zahlen, sondern in Haltung und Wirkung sichtbar wird.
Pionier in Deutschland und Europa
1966 kam Kwon Jae-Hwa als einer der ersten koreanischen Großmeister nach Deutschland. In Hamburg legte er den Grundstein für die Verbreitung des Taekwondo im ganzen Land. Er gründete den ersten bundesweiten Verband, wurde zum Bundestrainer ernannt und beauftragte Schüler wie Hans-Ferdinand Hunkel, das System im Norden zu verbreiten. Sein Einfluss war nicht nur organisatorisch, sondern vor allem pädagogisch tiefgreifend.
Während sich viele dem Wettkampfsport zuwandten, ging Kwon Jae-Hwa einen anderen Weg: Er lehrte Taekwondo als Kunstform – als Lebensweg. Unter seinem Einfluss entstanden allein in Deutschland über 60 Schulen nach seinem traditionellen System – das bis heute unter dem Namen Kwon, Jae-Hwa Taekwon-Do gepflegt wird. Auch international war sein Wirken enorm: In den 1970er-Jahren tourte er durch Europa und die USA, leitete Lehrgänge in New York, München oder Fort Lauderdale, schrieb mehrere Fachbücher und verbreitete seine Philosophie weltweit. Noch bis ins hohe Alter nahm er Prüfungen ab und betreute ausgewählte Schüler persönlich.
Engagement, das Generationen prägt
Kwon Jae-Hwa war nicht nur ein Lehrer im Dojang, sondern auch ein engagierter Funktionär: Bundestrainer der Sektion Taekwondo im Deutschen Judo-Bund, Cheftrainer für Europa und den Nahen Osten, Aufbau internationaler Strukturen. Seine Schüler wurden zu Lehrern, seine Visionen zu prägenden Systemen.
2015 – exakt 50 Jahre nach Beginn seiner Arbeit in Berlin – beendete er mit einer Abschlusstour offiziell seine europäische Verbandsarbeit. Ein würdevoller Abschied, aber kein Rückzug: Noch heute besucht er Schulen in Europa für Spezialseminare, lebt zwischen New York City und Portland (Oregon) und gilt weltweit als lebende Legende.
Eine Aufnahme, die Maßstäbe setzt
Die Kriterien für die Hall of Fame – herausragende Leistungen, nachhaltiger Einfluss, Vorbildfunktion – erfüllt Kwon Jae-Hwa in außergewöhnlicher Weise. Er ist nicht nur Teil der Geschichte des Taekwondo in Deutschland – er hat sie geschrieben. Sein Vermächtnis lebt in unzähligen Schulen, Schülern und Prinzipien weiter.
Mit der Aufnahme von Großmeister Kwon Jae-Hwa in die Hall of Fame wird nicht nur eine Karriere geehrt, sondern ein Leben im Dienst des Do – ein Leben, das über Generationen hinweg inspiriert und das Taekwondo nicht nur als Sport, sondern als Weg des Geistes in der Welt verankert hat.



Mit freundlicher Unterstützung von Claus Moos aus Ingolstadt –
Bildquelle: https://taekwon-do-ingolstadt.de/